Die Schulleiterin des Ellental-Gymnasiums I, Nicole Stockmann, ließt eine diverse Toilette einrichten Foto: Martin Kalb
Die Gymnasien I und II im Ellental eröffnen eine Toilette für diverse Personen. Ein Interview mit Schulleiterin Nicole Stockmann.
Bietigheim-Bissingen: Das Gymnasium I im Ellental wandelt eine Mädchentoilette in eine Toilette für Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen können um. Schulleiterin Nicole Stockmann erklärt in einem Interview, wie es dazu kam und wie es nun weitergehen wird.
Wie wichtig ist das Ansprechen und Aufklären über Diversität an Schulen? Nicole Stockmann: Die Schüler bekommen mit, dass ich gendere. Für mich ist einfach wichtig, dass sich in dem Bereich, in dem ich Einfluss habe, jeder Mensch, so wie er ist, egal ob er, sie oder es – ist mir alles völlig egal – in Ordnung und aufgehoben fühlt.
Was hat die Schule dazu veranlasst, eine Toilette für sich divers identifizierenden Personen zu eröffnen?
Es gab einen ganz konkreten Anlass dazu, dass wir uns da gezwungen gefühlt haben oder dass wir darauf aufmerksam geworden sind und deshalb haben wir es für sehr wichtig erachtet. Die meisten Schüler und Schülerinnen melden sich in so einem Fall erst mal bei ihren Lehrkräften oder bei dem Schulsozialarbeiter und reden darüber. Und auf dem Weg ist das Thema an uns, die Schulleitung, gekommen. Die negativen Reaktionen sind logisch, haben aber, glaube ich, nichts mit Ablehnung gegenüber der Diversität zu tun. Ich finde es einfach total schade, wenn jemand leidet, nur weil er, sie oder es nicht so ist wie die aktuell gültige gesellschaftliche Norm. Deshalb ist auf alle Fälle geplant, dass es langfristig eine Möglichkeit gibt, für Schüler und Schülerinnen, die sich keinem Geschlecht zuordnen können, auch angstfrei eine Toilette benutzen zu können. Jetzt gucken wir erst mal mit Hochdruck, dass diese anderen Toiletten im Gymnasium II für die Mädchen wieder nutzbar sind. Wir versuchen eine Lösung zu finden, womit jeder zufrieden ist und sich wohlfühlt. Deshalb werden wir das wahrscheinlich auch mal im Schülerrat ansprechen.
Stehen für die Zukunft schon weitere solche Aktionen fest?
Ja, es wird gerade auch ein Regenbogentag organisiert, das finde ich eigentlich ziemlich cool. Eine Kollegin von mir hatte diese Idee und fragte mich ob es für mich in Ordnung wäre, dass sie diesen Tag veranstaltet – natürlich ist das für mich okay. Wenn Schüler und Schülerinnen oder Lehrkräfte kommen und sagen, sie würden gerne etwas in diesem Bereich machen, sage ich nicht nein.
Welche weiteren Vorgehensweisen gibt es innerhalb der Lehrerschaften bezüglich diesem Thema?
Es gibt schon wirklich regelmäßige Fälle, dass Schüler und Schülerinnen mit einem anderen Namen angesprochen werden wollen. Wir reden auch immer mit den Eltern und die Schulsozialarbeit ist auch eingebunden. Aber wenn ein Kind sagt, dass es ab jetzt mit einem anderen Namen angesprochen werden möchte, und es ein nachvollziehbares ernstes Anliegen ist, dann macht die Lehrerschaft das gerne. Was wir nicht machen dürfen, ist, die Zeugnisse auf den neuen Namen auszustellen. Denn es ist eine rechtliche Regelung, dass auf Zeugnissen als amtliche Dokumente der Name mit dem Namen im Ausweispapier übereinstimmen muss.
“Ich finde es einfach total schade, wenn jemand leidet, nur weil er, sie oder es nicht so ist wie die Norm.”
Welche Reaktionen gab es auf die Umwandlung der Mädchen-Toilette in eine für diverse Personen und wie geht es weiter?
Vor allem gab es negative Reaktionen, die ich total gut verstehe, weil die Toilette für die Mädchen nicht mehr nutzbar ist. Und die Situation im Gymnasium Il gerade so ist, dass es aktuell nicht ausreichend Toiletten gibt.
Autor*innen: Von Sinem Gede, Leni Glock, Rebekka Hoffmann und Lilli Sabahoglu